Meine Schreibmaschine hat sehr warm
Literarischer Adventskalender
Wie mein Bruder This schreiben gelernt hat, ist eine unglaubliche Geschichte.
Seit Geburt fast blind und mit einer cerebralen Lähmung in der Feinmotorik sehr eingeschränkt, lernte This zuerst von Hand schreiben; dann mit der elektrischen Schreibmaschine und danach mit dem Computer. Ein Wunder?
Ich zögerte, als mich Brigitta und Benedikt Martig-Imhof anfragten, die Geschichte für den diesjährigen literarischen Adventskalender zu schreiben. Denn vor mir schrieben Ilma Rakusa (2023), Thomas Meyer (2022), Franz Hohler (2021) und weitere Schriftsteller:innen die Erzählung für den Kalender. Die Schriftstellerstiefel waren gross, meine ersten Schritte daher bedächtig. Wie kann ich meine Geschichte auf so wenige Zeichen verdichten, dass sie in den 24 Türchen Platz hat? Geholfen hat mir, dass es auch meine Geschichte ist. Seit Kindsbeinen habe ich meinen älteren Bruder This an der Hand genommen.
Der literarische Adventskalender steht als Faltbuch auf dem Tisch, am schönsten im Gegenlicht, denn dann leuchten die 24 Türchen mit den Wachsplättchen, dahinter das gefaltete Kapitel der Geschichte. Seit 20 Jahren gestalten Brigitta und Benedikt Martig-Imhof den literarischen Adventskalender, produzieren ihn mit sozial benachteiligten Mitarbeiter:innen und sind auch Herausgeber.
Lektorat: Irène Kost | Übersetzung auf Französisch: Natascha Ruedin-Royon | Format: 23.5cm x 34.5cm | Design: Brigitta und Benedikt Martig-Imhof
Produktion: verein tät-tat, Dock St.Gallen, Schweiz | ISBN: 978-3-906934-19-8 | © tät-tat GmbH 2024, Mod.dép.
Erhältlich in jeder Buchhandlung oder direkt bei: www.taet-tat.ch
Medienecho
„Kleine Geschichte über ein grosses Wunder“
Schaffhauser Nachrichten | November 2024
„Eine Tagesdosis Literatur für die Adventszeit“
Zürcher Oberländer | Dezember 2024



Die Türchen vom 1. bis 24. Dezember werden von der Rückseite mit sanftem Druck geöffnet, wie eine Pille, und das Kapitel zum Tag fällt heraus. „Eine Pille Literatur pro Tag“, das ist die Intention des literarischen Adventskalenders. Die Wachsscheiben, alle auf einem Docht aufgereiht, ergeben am Schluss eine Kerze.
„Mein Bruder This hatte dichte schwarze Haare. Schwarz war auch seine Brille mit den dicken Gläsern. Fest hielt er den Stift in den Fingern und fügte langsam einen Buchstaben an den anderen.“ So beginnt die Adventsgeschichte, wie mein Bruder This schreiben lernte. Zuerst von Hand. Aber wie lernte er die Buchstaben?




Nachdem This die Handschrift beherrschte, kam der nächste Schritt: er lernte auf einer elektrischen Schreibmaschine mit dem Zehn-Finger-System schreiben; danach mit dem Computer.

